Günther Holler-Schuster

Zu den fünf Krankheitsdarstellungen von Werner Horvath

In: "Congo Stars", Supplement zum Ausstellungskatalog, Kunsthaus Graz, 2018

Der ausgebildete Facharzt für Radiologie und Kunstsammler Werner Horvath ist auch als bildender Künstler tätig. In seiner Malerei ließ er sich zunächst von der Schule des "Phantastischen Realismus", der sich zunächst in Österreich, in den 1960er-Jahren aber auch international am Markt etablierte, beeinflussen. Gleichzeitig blieben die Werke der "Art populaire" aus Zaire bzw. dem Kongo, die Horvath seit den 2000er-Jahren zu sammeln begonnen hatte, nicht ohne Spuren in seinem malerischen Werk. Die Bildvorstellungen der Afrikaner/innen weisen formale Verwandtschaften mit jener von Horvath auf. Die Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Szenerien, die manchmal jenseits eines Raum-Zeit-Kontinuums die ganze Bildfläche überwuchern, vereinen unterschiedliche Detailszenen zu einer monumentalen Geschichte.

In fünf Großformaten setzt sich der Künstler mit der Vorstellung von Krankheiten und deren Darstellungsmöglichkeiten auseinander. Als Arzt ist er sowohl mit den Ursachen als auch mit den sichtbaren Wirkungen von Krankheiten bestens vertraut. Im Gegensatz zu seinen wissenschaftlichen Forschungen zur Anfertigung farbiger Röntgenbilder auf fotografischem Weg - "Das farbige Phlebogramm", 1982 - funktionieren seine Gemälde auf einer symbolischen Ebene. Er schildert den sozialen Kontext von Krankheiten, deren sichtbaren Verlauf und deren vielfältige Konsequenzen. Schaubildartig werden dabei Dinge visualisiert, die kommentarhaft verstanden werden können, aber gleichzeitig auch moralisierende und aufklärende Funktionen bedienen.

Das wissenschaftliche Bild ist für Laien abstrakt bzw. surreal. Es bedarf der Interpretation durch Fachleute. Für den doppelt Begabten - sowohl als Wissenschaftler als auch als Künstler - sind beide inhaltlichen Kontexte klar einordenbar. Während das Phlebogramm Aussagen über Strömungsrichtungen, Strömungsgeschwindigkeiten in Venen und Arterien oder Turbulenzen im Blutkreislauf ermöglicht, bietet das Kunstwerk vielfältigere Möglichkeiten der Darstellung. Vor allem Bereiche des Sozialen und des Psychischen erfasst der Künstler zwischentonreich in seinen künstlerischen Visualisierungen.

Horvath bezeichnet seine Kunst als stark vom philosophischen Konstruktivismus (Glasersfeld, Uexküll, Watzlawick) beeinflusst. Daher geht es auch ihm grundsätzlich nicht um das Wesen bestimmter Dinge, sondern um den Prozess und die Entstehung der Erkenntnis. Das ist auch ein Abschied von der Vorstellung einer absoluten Wahrheit und einer empirischen Objektivität - ist doch die/der Beobachtende nicht als unabhängig von der Erkenntnis anzusehen.

(Günther Holler-Schuster ist u.a. Kurator am Kunsthaus Graz und war wesentlich an der Gestaltung der Ausstellung "Congo-Stars" beteiligt.)

         

Überflusskrankheiten, Mangelkrankheiten, Tropenkrankheiten, Ängste und Neurosen, Berufskrankheiten.
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Die Krankheitsbilder ausgestellt im Kunsthaus Graz

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